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Tag 5:    Freitag, 18.03.2005

Bericht in der Stuttgarter Zeitung von Mathias Bury:                           ->zum PDF-Dokument

 

 

"Es wird nicht mehr so gerast - das ist sehr angenehm"

Seit Mittwoch stehen dem Verkehr in der Hedelfinger Ortsdurchfahrt nur noch zwei Spuren zur Verfügung

Lange hat's gedauert, jetzt ist es Wirklichkeit: Seit Mittwoch rollt die Blechlawine nur noch auf zwei statt auf
vier Spuren durch Hedelfingen.

Die ersten Tage des Verkehrsversuchs waren viel versprechend: kaum Staus, aber langsamere und deshalb leisere Autos.

 

Von Mathias Bury

Christa und Klaus Kindler haben einen Friseursalon direkt an der Rohrackerstraße. Wie die anderen Anwohner haben sie seit Jahren den Lärm hinnehmen müssen, den der Verkehr auf der Hedelfinger Ortsdurchfahrt verursacht, nicht zuletzt durch Autofahrer und Lastwagen, die mit hohem Tempo durch den Bezirk jagen. Gestern, am Tag zwei des Hedelfinger Verkehrsversuchs, schaute Christa Kindler zufrieden aus ihrem Geschäft auf die Straße. "Der erste Eindruck ist gut. Ich bin erstaunt, wie gut der Verkehr läuft."

Am Montag hatte das Tiefbauamt begonnen, die Rohrackerstraße von vier auf zwei Spuren zu verengen, hatte Sperrflächen auf die Fahrbahn aufgetragen, Leitschwellen montiert und die Engstellen mit Baken markiert. Im Wesentlichen war man am Mittwoch fertig. Gestern waren nur noch einige Restarbeiten zu machen. So wurden auf den abgesperrten Spuren Parkplätze angelegt.

"Es wird nicht mehr so gerast - das ist sehr angenehm", freut sich Christa Kindler. Vorher, schätzt sie, seien die Autos mit 60 oder 70 Kilometern pro Stunde durch den Ort geschossen, "jetzt fahren sie vielleicht noch 40 oder 50". Allenfalls eine halbe Stunde am Tag, nur im morgendlichen Berufsverkehr zwischen 7 und 7.30 Uhr, sei der Fahrzeugstrom etwas zäher geflossen als sonst. Und: "Rauf läuft's besser als runter", hat Christa Kindler festgestellt. "Aber um 8 Uhr ist das schon wieder vorbei."

Als Eigentümerin eines Friseurladens ist Christa Kindler natürlich nicht traurig, dass vor ihrem Geschäft einige Stellflächen dazugekommen sind. "Die Parkplätze kommen bei den Bürgern sehr gut an", sagt sie. Dank der neuen Parkzone sei der Verkehr jetzt auch weiter weg vom Haus. "Das ist ebenfalls sehr positiv", findet die Friseurin.

Diese Wahrnehmung kann der Bezirksvorsteher Hans-Peter Seiler bestätigen. "Fast reibungslos" habe sich der Verkehr der neuen Situation angepasst, so Seiler. "Selbst am ersten Tag ist er nicht zusammengebrochen." Dass am Morgen aus Richtung Heumaden vor der Kreuzung am Dürrbachplatz ein Stau entstanden ist, wundert den Bezirksvorsteher nicht. Von den 25 000 Autos und Lastwagen, die täglich durch Hedelfingen rauschen, fahren allein in der morgendlichen Spitzenstunde 1700 von den Fildern ins Neckartal.

Wie bei jeder Neuerung, erzählt Hans-Peter Seiler, gebe es natürlich auch in diesem Fall kritische Stimmen, die das ganze Unternehmen für überflüssig halten. "Die Mehrheit sieht den Versuch aber positiv", das hätten seine Gespräche mit Bürgern gezeigt. "Die Anlieger sagen, dass es an der Straße auch nachts ruhiger geworden sei, und das war ja unser Ziel", so Seiler.

Auch Jochen Hutt, der Dienststellenleiter Straße und Verkehr im Tiefbauamt, hat nach den ersten beiden Tagen des Verkehrsversuchs einen positiven Eindruck. "Besonders erfreulich ist, dass es keine Staus über die Kreuzungen hinweg gegeben hat", sagt er. In der politischen Debatte war immer wieder die Sorge geäußert worden, die Fahrzeuge könnten sich wegen der verengten Rohrackerstraße über den Hedelfinger Platz hinaus bis zurück zur B 10 stauen.

Nun will die Stadt den weiteren Verlauf des Versuchs abwarten und den Lauf der Dinge regelmäßig beobachten. Im Juni soll dann das verkehrswissenschaftliche Institut der Universität Stuttgart erneut eine Verkehrszählung vornehmen, wie schon kurz vor Beginn des auf ein halbes Jahr angesetzten Versuchs. Danach wird man weitersehen. Der Bezirksvorsteher Hans-Peter Seiler ist aber schon nach diesem "viel versprechenden" Auftakt zuversichtlich: "Ich denke, der Versuch müsste gelingen."

 

© 2005 Stuttgarter Zeitung