Christa und Klaus Kindler haben einen Friseursalon direkt an
der Rohrackerstraße. Wie die anderen Anwohner haben sie seit Jahren den Lärm
hinnehmen müssen, den der Verkehr auf der Hedelfinger Ortsdurchfahrt
verursacht, nicht zuletzt durch Autofahrer und Lastwagen, die mit hohem
Tempo durch den Bezirk jagen. Gestern, am Tag zwei des Hedelfinger
Verkehrsversuchs, schaute Christa Kindler zufrieden aus ihrem Geschäft auf
die Straße. "Der erste Eindruck ist gut. Ich bin erstaunt, wie gut der
Verkehr läuft."
Am Montag hatte das Tiefbauamt begonnen, die Rohrackerstraße
von vier auf zwei Spuren zu verengen, hatte Sperrflächen auf die Fahrbahn
aufgetragen, Leitschwellen montiert und die Engstellen mit Baken markiert.
Im Wesentlichen war man am Mittwoch fertig. Gestern waren nur noch einige
Restarbeiten zu machen. So wurden auf den abgesperrten Spuren Parkplätze
angelegt.
"Es wird nicht mehr so gerast - das ist sehr angenehm",
freut sich Christa Kindler. Vorher, schätzt sie, seien die Autos mit 60 oder
70 Kilometern pro Stunde durch den Ort geschossen, "jetzt fahren sie
vielleicht noch 40 oder 50". Allenfalls eine halbe Stunde am Tag, nur im
morgendlichen Berufsverkehr zwischen 7 und 7.30 Uhr, sei der Fahrzeugstrom
etwas zäher geflossen als sonst. Und: "Rauf läuft's besser als runter", hat
Christa Kindler festgestellt. "Aber um 8 Uhr ist das schon wieder vorbei."
Als Eigentümerin eines Friseurladens ist Christa Kindler
natürlich nicht traurig, dass vor ihrem Geschäft einige Stellflächen
dazugekommen sind. "Die Parkplätze kommen bei den Bürgern sehr gut an", sagt
sie. Dank der neuen Parkzone sei der Verkehr jetzt auch weiter weg vom Haus.
"Das ist ebenfalls sehr positiv", findet die Friseurin.
Diese Wahrnehmung kann der Bezirksvorsteher Hans-Peter
Seiler bestätigen. "Fast reibungslos" habe sich der Verkehr der neuen
Situation angepasst, so Seiler. "Selbst am ersten Tag ist er nicht
zusammengebrochen." Dass am Morgen aus Richtung Heumaden vor der Kreuzung am
Dürrbachplatz ein Stau entstanden ist, wundert den Bezirksvorsteher nicht.
Von den 25 000 Autos und Lastwagen, die täglich durch
rauschen, fahren allein in der morgendlichen Spitzenstunde 1700 von den
Fildern ins Neckartal.
Wie bei jeder Neuerung, erzählt Hans-Peter Seiler, gebe es
natürlich auch in diesem Fall kritische Stimmen, die das ganze Unternehmen
für überflüssig halten. "Die Mehrheit sieht den Versuch aber positiv", das
hätten seine Gespräche mit Bürgern gezeigt. "Die Anlieger sagen, dass es an
der Straße auch nachts ruhiger geworden sei, und das war ja unser Ziel", so
Seiler.
Auch Jochen Hutt, der Dienststellenleiter Straße und Verkehr
im Tiefbauamt, hat nach den ersten beiden Tagen des Verkehrsversuchs einen
positiven Eindruck. "Besonders erfreulich ist, dass es keine Staus über die
Kreuzungen hinweg gegeben hat", sagt er. In der politischen Debatte war
immer wieder die Sorge geäußert worden, die Fahrzeuge könnten sich wegen der
verengten Rohrackerstraße über den Hedelfinger Platz hinaus bis zurück zur B
10 stauen.
Nun will die Stadt den weiteren Verlauf des Versuchs
abwarten und den Lauf der Dinge regelmäßig beobachten. Im Juni soll dann das
verkehrswissenschaftliche Institut der Universität Stuttgart erneut eine
Verkehrszählung vornehmen, wie schon kurz vor Beginn des auf ein halbes Jahr
angesetzten Versuchs. Danach wird man weitersehen. Der Bezirksvorsteher
Hans-Peter Seiler ist aber schon nach diesem "viel versprechenden" Auftakt
zuversichtlich: "Ich denke, der Versuch müsste gelingen."