Artikel aus der Stuttgarter Zeitung - Stadtausgabe, Mittwoch,
09. November 2005
Seite 22
Ausgabe: Nr.259 |
Heftig umstritten: Kreisverkehr mit Bypass in Hedelfingen
Ergebnisse des Verkehrsversuchs in Hedelfingen im Rathaus positiv bewertet -
Mehrheit für Rückbau der Rohrackerstraße
Am liebsten wäre den Stadträten im Technikausschuss der große Wurf zur
Lösung der Verkehrsprobleme in Hedelfingen. Da die B 312 aber in weiter
Ferne liegt, plädieren alle für den Rückbau der vierspurigen Rohrackerstraße
und der Ortsein- und ausgänge.
Von Jörg Nauke
Für die Hedelfinger stellt sich mittlerweile längst nicht mehr die Frage, ob
nach Jahren untätigen Wartens auf den Bau der Filderauffahrt endlich der
Durchgangsverkehr ausgebremst und statt auf vier nur noch auf zwei Spuren
fahren sollte. Es geht jetzt nur noch darum, wann die Rohrackerstraße
zurückgebaut, mit Kurzzeitparkplätzen versehen und optisch ansprechend
gestaltet wird. Und es gilt zu klären, wie der Hedelfinger Platz und der
Dürrbachplatz künftig aussehen sollen. Die Sprecher aller Fraktionen haben
in der Aussprache zum Haushaltsentwurf für die nächsten beiden Jahre bereits
betont, dass das Vorhaben ganz oben auf ihren Prioritätenlisten stehe. Der
Technische Referent Hartwig Beiche hat gestern den Fahrplan vorgestellt:
Gleich nach der WM will man die Bushaltestellen auf den Otto-Hirsch-Brücken
in Richtung Hedelfinger Platz rücken. Anfang 2007 würden dann die
provisorischen Fahrbahneinengungen in der Rohrackerstraße beseitigt und der
Rückbau eingeleitet.
Johannes Schlaich von der Uni Stuttgart, der die Testsperrung
wissenschaftlich betreut, hat den Befürwortern gestern Nahrung in Form von
Untersuchungsergebnissen gegeben. Dreimal, davon einmal vor Beginn des
Testlaufs, sind in Hedelfingen und Umgebung der Verkehr beobachtet und die
Fahrzeuge gezählt worden. Dabei ist herausgekommen, dass die Verengung die
Autofahrer nicht veranlasst, stattdessen etwa durch den Stuttgarter Osten
oder gar über die Pliensauvorstadt im Kreis Esslingen zu fahren. Die Zahl
von rund 25 000 Fahrzeugen am Dürrbachplatz und 30 000 am Hedelfinger Platz
hat sich nicht verändert. Dabei geht es im Ort tatsächlich etwas langsamer
voran. In Richtung Lederberg hat man für die Strecke zwischen Hedelfinger
Platz und Dürrbachplatz vor der Teilsperrung 51 Sekunden, danach zwischen 58
und 62 Sekunden gemessen. In der Gegenrichtung waren es früher 80 Sekunden,
nun sind es zwischen 84 und 97 Sekunden. In den Spitzenzeiten kann es auch
mal eine Minute länger dauern.
Für den weiteren Verlauf des Verkehrsversuchs empfiehlt die Uni Stuttgart,
die Ampeln so zu schalten, dass die grüne Welle in Richtung Lederberg
erhalten bleibt; zu schauen, ob die Fußgänger nicht schneller Grün bekommen
können, wenn sie es angefordert haben, einige Parkplätze mit Uhren zu
versehen, früher das Reißverschlussverfahren anzukündigen und die
Bushaltestelle um einige Meter in Richtung Dürrbachplatz zu verlegen.
Die Frage, ob die bisher ampelgesteuerte Kreuzung Dürrbachplatz durch einen
Kreisverkehr ersetzt werden könnte,
konnte nicht eindeutig beantwortet werden. Ein einspuriger Kreisel wäre
überlastet, sagen die Experten und haben deshalb etwas Neues konzipiert: den
Kreisverkehr mit Bypass, bei dem
der Geradeausverkehr aus Richtung Lederberg zur B 10 einspurig am
Kreisverkehr vorbeigeführt würde.
Damit würde der Verkehr wie gewünscht fließen, allerdings bestehen bei
dieser Maßnahme Sicherheitsbedenken. Aufpassen müssten dann vor allem die
Autofahrer, die aus der Heumadener Straße kommen. ¸¸Diese Ampel steht noch
nicht auf Grün", hat CDU-Stadtrat Dieter Wahl betont, während SPD-Sprecher
Rainer Kußmaul schon freie Fahrt für den Bypass-Kreisel gibt.
NAUKE
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