WILIH: 08.11.2005  Bypass?
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WILIH vom 08.11.2005

 

Kreisverkehr am Dürrbachplatz

Experten empfehlen „Bypass“

ImageHedelfingen. Nach der Aufregung der Vorwoche liegen nun zwei Drucksachen vor, in denen die Ergebnisse der Verkehrszählungen für die versuchsweise verengte Rohrackerstraße und ein Vorschlag für einen „Dürrbachkreisel“ mit „Bypass“ präsentiert werden. Heute beschäftigt sich der Technikausschuss des Gemeinderats damit.

Seit dem 14. März ist die Ortsdurchfahrt an der Rohrackerstraße in Hedelfingen probeweise auf einem Teilstück von vier auf zwei Fahrspuren verengt.
Wissenschaftlich begleitet wurde dieser Verkehrsversuch durch den Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik der Universität Stuttgart.

Drei Verkehrszählungen wurden durchgeführt: eine Vorher-Erhebung am 30. November 2004, eine erste Nachher-Erhebung am 7. Juni und eine zweite am 20. September 2005. Wichtigstes Ergebnis: Die „Auswirkungen des Versuchs“ sind „akzeptabel“, ein „Rückbau der Rohrackerstraße... machbar".

Verkehrsverlagerungen nicht nachzuweisen
Bedenken hatten die Kommunalpolitiker wegen möglicher Verkehrsverlagerungen in andere Stadtteile. Diese Gefahr besteht nach den Untersuchungen nicht: Sie konnten „nicht nachgewiesen“ werden. Ein in Hedelfingen mit Sicherheit begrüßter Effekt hat sich aber gezeigt: Es wird „langsamer gefahren“. Ohne dass die gefürchteten Mammutstaus entstehen, abgesehen von einem zusätzlichen Rückstau „in den Spitzenzeiten in Richtung Hedelfinger Platz“ (Anm. d. Red.: Gemeint ist „in Fahrtrichtung Hedelfinger Platz“). In einer Skizze zeichnet das untersuchende Institut die vorherige Rückstaulänge ungefähr auf der Höhe des Geschäftes „Karl Klein“ ein,  jetzt „in Ausnahmefällen bis zum Dürrbachplatz“ (abends) – das sind ungefährhundert Meter. Erfreulich auch: Bei der Fußgängerzählung und hinsichtlich der Verkehrssicherheit ließen sich keine Unterschiede zum vorherigen Zustand feststellen. Als naheliegende Ausweichstrecken wurden die Tal- bzw. Landhausstraße und die Champagnestraße (Esslingen) untersucht. Erstaunlicherweise nahm während des Verkehrsversuchs auf beiden Strecken die Autofrequenz stärker ab als an der Rohrackerstraße mit Zählpunkten am Hedelfinger Platz und am „Dürrbachplatz“. Auf „natürliche Schwankungen des Verkehrsaufkommens“ führen dies die Experten der Universität Stuttgart zurück, „nicht auf den Verkehrsversuch“. Vielleicht haben die im selben Zeitraum stark gestiegenen Benzinpreise zu einer allgemeinen Verlagerung des Berufsverkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel und vermehrte Bildung von Fahrgemeinschaften von Berufspendlern beigetragen. Nähere Ausführungen hierzu gibt es in dem vorliegenden Gemeinderatsbericht allerdings nicht. Die Stadtverwaltung empfiehlt dem Gemeinderat die Beibehaltung der zweispurigen Verkehrsführung an der Rohrackerstraße bei (während des Tests noch nicht) angepassten Ampelprogrammen und einer Optimierung des Einfädelbereichs nach dem „Dürrbachplatz“.

Einstreifiger Kreisel nur knapp über Grenzwert?
In einer zweiten Gemeinderatsvorlage werden die Untersuchungsergebnisse zu einem möglichen „Dürrbachkreisel“ dargestellt. Ein einstreifiger Kreisverkehr wird von den Wissenschaftlern der Universität Stuttgart als „nicht ausreichend leistungsfähig“ beurteilt „und sollte deshalb nicht umgesetzt werden“. Empfehlenswerter erscheint eine skizzenhaft entworfene Variante mit einem „Bypass“ für den Geradeausverkehr vom Lederberg in Richtung Hedelfinger Platz. Ausschlaggebend für diese Empfehlung war allerdings –wie WILIH auf Nachfrage bei dem untersuchenden Lehrstuhl erfuhr – die Spitzenbelastung. Rein wissenschaftlich betrachtet, läge bei einem einstreifigen Kreisverkehr wohl während der Spitzenstunde die Frequenz bei etwa hundert „PKW-Einheiten“ (LKW schlagen mit mehr als einer „Einheit“ zu Buche) in der Stunde über dem kritischen Wert.
Da die Wissenschaftler bei einem Kreisverkehr mit „Bypass“ signalisierte Fußgängerfurten an beiden Seiten des „Dürrbachplatzes“ fordern, dürfte diese Lösung recht teuer werden – und damit Raum für eine politische Diskussion über die Notwendigkeit einer großen Lösung bieten.

Gegenvorschlag mit „Bypass“ nach Rohracker
Eine völlig andere Kreisel-Variante schlägt Paul Wurm im WILIH-Diskussionsforum (www.wilih-abc.de) vor. Der Pressesprecher des einen „Dürrbachkreisel“ fordernden Gewerbe- und Handelsvereins Hedelfingen-Rohracker präsentiert dort anhand einer farbigen Skizze einen Kreisverkehr mit einem „Bypass“ auf der anderen Seite in Richtung Rohracker und beschränkt sich in seinem Vorschlag auf einen Fußgängerüberweg bei den beidseitigen Bushaltestellen „Ährenweg“.
mk

 

 

Jahrhundertkreisel

Die Hedelfinger wünschen sich einen Kreisverkehr, der ihre Ortsdurchfahrt harmonisch mit der Filderauffahrt verbinden soll. Noch vor einem Jahr zeigte man sich bei der Stadt Stuttgart grundsätzlich skeptisch. Angesichts von immer mehr Kreisverkehren auch in der Region Stuttgart wunderten sich Kommunalpolitiker und Beobachter, warum die Landeshauptstadt immer wieder einen argumentativen Bogen um Kreisverkehre machte.

Inzwischen scheint der Widerstand gebrochen. Dass die Gemeinderats-CDU den von der Stadtverwaltung (!) vorgeschlagenen Kreisverkehr am Hedelfinger „Dürrbachplatz“ noch aus dem kommenden Haushaltsplanentwurf kegeln möchte, hat aber nichts mit rückschrittlicher Beurteilung der Verkehrslage zu tun, sondern eher mit Proporz-Überlegungen bei der Mittelvergabe. Jetzt kommt allerdings noch ein Gutachten der Universität Stuttgart hinzu, nach dem ein „normaler“ Kreisverkehr am „Dürrbachplatz“ nicht leistungsfähig genug sein soll.

Wegen vielleicht ein bis zwei Autos zu viel in der Minute während einer einzigen Spitzenstunde am frühen Abend wird (wissenschaftlich sicher korrekt) für eine der bei den Fahrtrichtungen ein „Bypass“ vorgeschlagen. Der Geradeausverkehr soll dadurch schneller vorankommen. Mit der Hypothek allerdings, dass er sich nach dem Kreisverkehr wieder einfädeln müsste – was jetzt schon nicht gut klappt, weil zu viele Autofahrer das vorgeschriebene „Reißverschlussverfahren“ nicht beherrschen (wollen). Dies wiederum zöge (wegen der potentiellen Gefahr für Fußgänger) zwei Überwege mit „Fußgängerampeln“ nach sich...

Der leidgeprüfte Steuerzahler ahnt schon: Mit deutscher Gründlichkeit wird hier geradewegs auf ein Jahrhundertbauwerk zugesteuert. Zumindest in der Planung. Wann es gebaut wird?
 Eine Jahrhundertfrage.

 

 

--> Kreisverkehr - eine runde Sache: Flüssiger Verkehr dank Kreisverkehr!

--> Rede zum Doppelhaushalt 2006/2007

 

 

Die Stadt will den „Dürrbachkreisel“ schon 2007 bauen. Die Gemeinderats-CDU aber frühestens im Haushalt 2008/09 die Mittel dafür bereitstellen. Was meinen Sie? Ist der Kreisverkehr so viel versprechend, dass er zeitnah mit einem Rückbau der Rohrackerstraße realisiert werden sollte? Oder kann man zugunsten anderer Projekte in der Stadt auch noch zwei oder drei Jahre warten? Diskutieren Sie mit im WILIH-Diskussionsforum im Internet! Ganz einfach: Unter www.wilih-abc.de ins Forum gehen, registrieren,  einloggen, losschreiben.

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