Doch der
Einstimmigkeit war eine turbulente Woche vorangegangen.
Ein Rückblick: Am Dienstag vergangene Woche stellte
Ingenieur Johannes Schlaich von der Universität Stuttgart
die Ergebnisse des Verkehrsversuchs Rohrackerstraße und die
Planungen zum Dürrbachkreisel im Ausschuss für Umwelt und
Technik im Stuttgarter Rathaus vor. Grünes Licht gab er für
den Rückbau der Rohrackerstraße. Problematisch aber sei der
Bau des Kreisverkehrs. Schlaich kann diesen nur mit
Einschränkungen empfehlen, nämlich mit einem so genannten
Bypass. "Denn ein einstreifiger Kreisverkehr ist nicht
leistungsfähig genug für den morgendlichen Rush-Hour-Verkehr
aus Lederberg." Doch ein Bypass bringt erheblich
Sicherheitsgefahren durch Spurwechsel der Linienbusse mit
sich.
Außerdem könnten die Autos quasi ungebremst von Richtung
Lederberg durch den Kreisel durchrutschen, "eine
Geschwindigkeitsreduktion wäre nicht gegeben".
Zudem gäbe es keine Einspurigkeit vom Dürrbachplatz in
Richtung Ortsmitte. Auch der Vorteil einer Mittelinsel
bliebe nicht voll ausgeschöpft, weil sie nicht mehr im
Schnittpunkt der Straße liegen würde. Diese Bedenken
veranlassten Stadträte von CDU, FDP und Grünen den
Dürrbachkreisel abzulehnen.
Darüber ärgerte sich Paul Wurm, Mitglied der Hedelfinger
CDU. Am Mittwoch vergangene Woche trat er deshalb aus der
Partei aus. An seinen Parteikollegen im Gemeinderat, Dieter
Wahl, schrieb er: "Zu Ihrem Beitrag und Ihrer vernichtenden
Einschätzung zum machbaren Bau des Dürrbachkreisel kann ich
leider keinen Beifall spenden. Sie sind doch ein Mann, der
sich nicht mit einer (Verkehrs-) Zählung zufrieden gibt.
Warum geben Sie sich jedoch mit einem Gutachten zufrieden?"
Beim Parteiaustritt blieb es nicht. Paul Wurm organisierte
am Montagmorgen mit fünf Mitstreitern eine erneute
Verkehrszählung am Dürrbachplatz. Die Zahlen bestätigten das
Ergebnis der Uni Stuttgart. Vor Ort waren auch die
CDU-Stadträte Dieter Wahl und Ilse Unold. "Sie schienen
verblüfft, wie lange die Autos vom Lederberg warten mussten,
über die leere Kreuzung fahren konnten, aber nicht durften",
meinte Paul Wurm. "Lediglich fünf Minuten war es stressig,
dann war Flaute."
Deshalb beharrt er weiterhin darauf, "dass ein
einstreifiger Kreisel den Verkehr aufnehmen kann". Seine
Motivation: "30 Jahre lang haben wir vergeblich auf eine
Verbesserung gewartet. Jetzt wissen wir, dass keine
Südumfahrung kommt. Mit dem Kreisel gäb's weniger Angase,
weniger Lärm und der Ortskern würde aufgewertet." Die
CDU-ler ließen sich überzeugen.
"Die wegen planerischen Bedenken erfolgte Ablehnung das
heftig umstrittenen Dürrbachkreisels in Hedelfingen durch
die CDU-Gemeinderatsfraktion ist vom Tisch", teilte Dieter
Bohnacker, Sprecher der CDU-Fraktion im Bezirksbeirat, mit.
In einem internen Gespräch am Montagabend wurden Für und
Wider erörtert bis sich Bezirksbeiräte und Stadträte einig
waren, dass "eine Verbesserung der Verkehrssituation in Form
eines Kreisverkehrs am Dürrbachplatz gefunden werden muss".
So zogen am Dienstagabend in der Bezirksbeiratssitzung
alle an einem Strang.
"Die vom Experten angesprochenen Probleme werden gesehen,
aber erscheinen lösbar", erklärte Bezirksvorsteher
Hans-Peter Seiler. Deshalb lautet der einstimmige Beschluss:
Auf den Bypass im Kreisverkehr zunächst zu verzichten, heißt
die Asphaltfläche nicht zurückzubauen, sondern versuchsweise
abzusperren.
Verläuft die Testphase negativ, könne der Bypass schnell
gebaut werden. "Auch wenn der Kreisel nicht in Ideallinie
liegt, ist eine 60-prozentige Verbesserung besser als gar
keine", resümiert Seiler.
Des Weiteren soll die einspurige Verkehrsführung aus
Richtung Lederberg beibehalten und untersucht werden, ob
diese Maßnahme zu einer Verbesserung führen würde. Die
Fußgängerüberwege beim Bypass sollten mit einer Ampel
geregelt werden. Untersucht werden soll auch, ob eine
Pförtnerampel vor dem Kreisel aus Richtung Lederberg den
Verkehr regeln könnte. tb