Artikel aus der Stuttgarter Zeitung -
Stadtausgabe, Donnerstag,
17. November 2005
Seite 26
Ausgabe: Nr.266 |
Stuttgart
Die
Hedelfinger lassen beim Kreisel nicht locker
Bezirksbeirat fordert den Umbau des Dürrbachplatzes - CDU für weitere
Planung - Fachleute der Stadt bleiben skeptisch
Das Ringen um den Bau eines Kreisverkehrs am Dürrbachplatz in Hedelfingen
geht weiter. Während der Bezirksbeirat nun auf die Unterstützung der
CDU-Fraktion im Gemeinderat setzt und Verbesserungsvorschläge macht, bleibt
die Verwaltung skeptisch.
Von Mathias Bury
Dass die Rohrackerstraße zurückgebaut und der Verkehr durch den Ort gezügelt
werden soll, darin sind sich alle einig. Bei dem Wunsch der Hedelfinger, im
Zuge des Umbaus am Dürrbachplatz einen Kreisverkehr einzurichten, ist das
anders: Nicht nur die Verkehrsplaner in der Verwaltung auch der Gemeinderat
war bisher skeptisch (wir haben berichtet). Denn der Kreisel wäre nur dann
leistungsfähig, haben die Experten der Uni Stuttgart ermittelt, wenn man ihn
mit einem so genannten Bypass versieht. Sprich: Die stark belastete
Fahrtrichtung von Heumaden in den Ort hätte weiter auch im Kreisverkehr eine
zweite Fahrspur, was mit verschiedenen Problemen verbunden wäre.
Doch der Bezirksbeirat hält an der Kreisel-Idee fest und hat in seiner
Sitzung am Dienstagabend nochmals eindringlich gefordert, in den laufenden
Beratungen für den Haushalt 2006/2007 auch dafür Mittel bereitzustellen.
Geschätzte Kosten: 550 000 Euro. Der Bezirksbeirat zweifle auch an der
Notwendigkeit einer zweiten Spur im Kreisverkehr, sagt Bezirksvorsteher
Hans-Peter Seiler. Deshalb wünscht sich das Gremium, den Kreisel
provisorisch zunächst ohne den Bypass einzurichten und diesen erst zu
ergänzen, ¸¸wenn"s tatsächlich nicht funktioniert".
Die Verkehrsgutachter sehen in der zweiten Spur ein Sicherheitsrisiko: Die
Autofahrer, die aus dem Ortskern in den Kreisel einfahren wollen, müssten
den Bypass überqueren. Sollte die zweite Spur unumgänglich sein, schlägt der
Bezirksbeirat vor, die Einfahrt aus dem Ortskern zu erleichtern, indem die
Fahrzeuge von dort per Induktionsschleife die Rotphase der Fußgängerampel
oberhalb des Kreisels aktivieren können.
Etwas Rückenwind hat der Bezirksbeirat von der CDU im Gemeinderat erhalten.
Diese befürwortet nun auch den Kreisverkehr und beantragt, in den
Doppelhaushalt dafür 40 000 Euro Planungsmittel aufzunehmen. Sollte die
weitere Untersuchung positiv ausfallen, könnte im Haushalt 2008/2009 das
Geld für den Kreisverkehr bereitgestellt werden und dieser als letzter
Schritt des Straßenumbaus realisiert werden.
Die Verkehrsplaner in der Stadtverwaltung bleiben derweil skeptisch. Jochen
Hutt, Leiter der Straßen- und Verkehrsplanung im Tiefbauamt, betont, die
weiteren Untersuchungen müssten ¸¸ergebnisoffen" vorgenommen werden, denn
bis jetzt seien die Pläne ¸¸nicht realisierungsreif". Von der Idee des
Bezirksbeirates, provisorisch zunächst versuchsweise einen einspurigen
Kreisverkehr zu errichten, hält er ¸¸gar nichts". Schließlich habe die
Simulation ergeben, dass dies nicht funktionieren werde.
Arne Seyboth, Verkehrsplaner im Planungsamt, hat den Eindruck, dass der
Bezirk den Kreisverkehr ¸¸auf Biegen oder Brechen" wolle. Dabei wäre diese
Bypasslösung ein ausgesprochener Sonderfall, etwa durch die wegen der
Zweispurigkeit nötigen Fußgängerampeln vor und nach dem Kreisverkehr. Nach
heutigen Empfehlungen sollte die Ausfahrt eines Kreisels aber stets nur
einspurig sein. Durch den Bypass würde auch das Ziel, das Tempo der Autos zu
drosseln, nur bedingt erreicht. ¸¸Dann kann man fast ungestört geradeaus
fahren", so Seyboth. Auch städtebaulich hält er die Lösung nicht für
glücklich, weil der Kreisverkehr mit Bypass seitlich verschoben werden
müsste.
Doch die Hedelfinger bleiben einstweilen dabei: ¸¸Auch mit Bypass ist uns
ein Kreisverkehr allemal lieber als die heutige Kreuzung", sagt
Bezirksvorsteher Seiler.
BURY
© 2005 Stuttgarter Zeitung
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