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WILIH vom 06.12.2005

"Weihnachtsgeschenk" nach "Zwergenaufstand"
Quadratur des Kreisels gelungen?

 

Hedelfingen. Es war eine schwere Geburt. Nach wochenlangem Hin und Her haben die Hedelfinger nun doch ihren Kreisel am Dürrbachplatz durchgesetzt. Eine Gemeinderatsmehrheit dafür bei der Verabschiedung des Stadthaushalts 2006/2007 am 16. Dezember ist sicher. Die Zahlen bieten allerdings noch Diskussionsstoff.

In Hedelfingen hält man einen Kreisverkehr am "Dürrbachplatz" gegenüber der jetzt ampelgeregelten Kreuzung für die bessere Lösung. Nach zähem Ringen gibt es dafür nun auch im Gemeinderat eine Mehrheit.

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Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet die Grünen, die sich im Umwelt- und Technikausschuss am 8. November noch klar gegen den Hedelfinger Kreiselwunsch aussprachen, ebneten nun mit einem Haushaltsantrag den Weg zu einer Mehrheit mit SPD und Freien Wählern. Vorangegangen war ein heftiger Streit bei CDU und Freien Wählern. Letztere wechselten jetzt zum zweiten Mal die Richtung, nachdem sie Druck von ihren Hedelfinger Bezirksbeiräten bekamen. Hätte der Hedelfinger Unternehmer Paul Wurm nicht so beharrlich bei den Gemeinderatsfraktionen um Zustimmung für einen seiner Meinung nach preiswerter zu bauenden Kreisverkehr geworben: Wer weiß, ob dann am Ende überhaupt noch ein Kreisverkehr herausgekommen wäre?

"Nicht ohne Paul Wurm"
So jedenfalls durfte sich Hans-Peter Seiler über eine frohe Kunde aus dem Verwaltungsausschuss freuen, der am 28. November in nicht-öffentlicher Sitzung eine knappe Mehrheit für den Grünen-Antrag zustandebrachte. Der Bezirksvorsteher war "von der Wende sehr angenehm überrascht" und sprach von einem "Weihnachtsgeschenk für den Stadtbezirk". Ausdrücklich lobte Seiler das Engagement von Paul Wurm: "Es wäre sicher nicht ohne ihn gegangen".
Wurm war nach intensiven Recherchen über alle möglichen Kreisverkehre in der Republik und zahlreichen Kontakten zu Sachverständigen und Kommunen überzeugt, dass sich der "Dürrbachkreisel" noch sicherer und kostengünstiger bauen lässt als in den bisher präsentierten Plänen angenommen. Zum einen schlug der ehrenamtliche Kreisel-Forscher eine Reduzierung des Durchmessers vor, zum anderen plädierte er für eine "halbe" Busspur als "Bypass", über die sich gefahrlos auch aus der Heumadener Straße ausfahren ließe - ein Knackpunkt bei dem viel kritisierten Vorschlag der Universität Stuttgart. Eine erläuterte Skizze des "Wurm-Kreisels" ist im WILIH-Diskussionsforum zu sehen ( www.wilih-abc.de :"Dürrbachkreisel erst mal nur planen?" unter "Aktuelle WILIH-Diskussionsthemen"). 250.000 statt der von der Stadt veranschlagten 510.000 EUR müssten für den Bau ausreichen, meint der Hedelfinger Unternehmer nach eigenen Kostenvergleichen.

Angebot liegt schon vor
Mit dieser Idee konnte Paul Wurm zunächst die Grünen-Fraktion des Gemeinderats überzeugen. Prompt beantragten die Stadträte Daniela Feindor, Peter Pätzold, Werner Wölfle und Ursula Marx die Einstellung von 290.000 EUR einschließlich der im Gemeinderat unstreitigen 40.000 EUR Planungskosten in den kommenden Doppelhaushalt. Der deutlich reduzierte Kostenansatz leuchtete auch Hedelfingens Bezirksvorsteher ein, der keinen Luxuskreisel möchte, sondern einen Umbau der Rohrackerstraße ohne Etappen "in einer Folge". Bestärkt wurde Hans-Peter Seiler vor einigen Tagen durch ein Angebot einer Esslinger Firma, das er unaufgefordert auf den Tisch bekam. Mit preiswerten Fertigteilen hat dieses Unternehmen in der Region schon einige Kreisverkehre gebaut, und bietet der Stadt seine Lösungen nun auch für Hedelfingen an.
Auch bei der Stadt hat man noch einmal über den Kreisel nachgedacht. Allerdings hält man im Stuttgarter Rathaus nach wie vor an Gesamtkosten von 550.000 EUR fest (40.000 für Planung und 510.000 EUR für den Bau). Da aber vor Herbst 2007 ohnehin nicht an einen Bau zu denken sei, wurde dem Gemeinderat jetzt ein modifizierter Finanzierungsablauf präsentiert: Planungsmittel von 40.000 EUR für 2006, eine erste Bau-Tranche für 2007 in Höhe von 100.000 EUR und der Rest von 410.000 EUR dann - im Ende 2007 vom Gemeinderat zu beschließenden - Haushalt für 2008.

Hedelfinger Beirat gestärkt
Diesem Vorschlag hätten sich nach Informationen aus dem Gemeinderat SDP und Freie Wähler angeschlossen, nicht jedoch alle Grünen. Über die Position der CDU gibt es unterschiedliche Informationen. Fest zu stehen scheint lediglich, dass die Union nach wie vor Planungsmittel von 40.000 EUR bereitstellen und den Bau am liebsten auf den übernachsten Doppelhaushalt für die Jahre 2008 und 2009 vertagen wollte. Mehrheitsfähig war im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats schließlich nur der Grünen-Antrag mit Baukosten von 250.000 EURO ("Wurm-Kreisel"). Dass dieser Beschluss "steht", bestätigte Jürgen Zeeb (Freie Wähler) am vorigen Donnerstag noch einmal gegenüber WILIH. Als Befürworter des Kreisverkehrs stehe die SPD "mehr der Not gehorchend" ebenfalls dahinter, meinte Betreuungsstadtrat Prof. Dr. Rainer Kußmaul zum gefundenen Kompromiss. Sollte es der Stadtverwaltung nicht gelingen, ihre Rechnung dem Hauhaltsbeschluss anzupassen, wird der Gemeinderat aber womöglich vor dem Baubeschluss noch überplanmäßige Mittel bereitstellen müssen. Doch vielleicht gelingt Schultes Seiler und Tüftler Wurm ja auch noch kalkulatorisch die Quadratur des Kreisels...
Der Hedelfinger Bezirksbeirat geht aus der Debatte jedenfalls gestärkt hervor. Rückendeckung für seine einstimmige Kreiselforderung (WILIH 22.11.2005) erhielt das Stadtparlament auch noch einmal vom örtlichen Gewerbe- und Handelsverein (GHV). Dessen Vorsitzender Michael Weber schrieb am 28. November an die Stuttgarter Ratsfraktionen einen Brandbrief, in dem er das Interesse der Einzelhändler an einer Verbesserung der Verkehrssituation und des Ortsbildes unterstrich. Der GHV stehe "voll und ganz" hinter den Beschlüssen des Bezirksbeirats. "Völliges Unverständnis" habe die Unternehmerorganisation für eine vermeintliche Äußerung eines Gemeinderatsmitglieds, die in Hedelfingen "die Runde" machte: Im Zusammenhang mit der Forderung des Bezirks nach einem Kreisverkehr sei offensichtlich von einem "Zwergenaufstand" die Rede gewesen. Kritik am Stadtbezirk oder seinem Bezirksbeirat sollten die Politiker öffentlich vortragen, forderte Weber. Dann könnten die Bürger dies bei ihrer nächsten Wahl berücksichtigen. Außerdem sollte Hedelfingen, auch wenn es am Rande der Landeshauptstadt liege, "genauso behandelt werden wie die zentral gelegenen Stadtbezirke".

mk