Im städtischen Computer gibt es den
„Dürrbachkreisel“ bereits. Schon vor einem Jahr präsentierten
die Verkehrsplaner erste Überlegungen und Simulationsergebnisse.
Ganze elf Sekunden betrage der Zeitverlust für die
Ortsdurchfahrt an der Rohrackerstraße auf dem jetzt versuchsweise verengten
Teilstück. Und das auch nur während der Hauptverkehrszeiten – rund eine
Stunde morgens in die Neckar- und abends in die Filder Richtung. Dies
berichtete Hans-Peter Seiler am 20. September dem Hedelfinger Bezirksbeirat.
Der Bezirksvorsteher bezog sich auf eine vor den Sommerferien
durchgeführte Verkehrszählung, nach der die übrigen 22 Stunden des Tages
erwartungsgemäß überhaupt keine Probleme bereiteten.
Erneute Verkehrszählung
Lediglich in der Anfangszeit des Mitte März gestarteten
Verkehrsversuches mit einer Straßenverengung von vier auf zwei Fahrspuren
habe es einige Anwohnerbeschwerden gegeben, berichtete der Schultes weiter.
Ursache für Anrufe im Bezirksamt waren vor allem die Huperei an den
Einfädelspuren, hervorgerufen durch uneinsichtige Autofahrer, die das
„Reißverschlussprinzip“ immer noch nicht kennen oder nicht akzeptieren
wollen. Unfälle seien aber in diesem Zusammenhang nicht zu beobachten
gewesen, versicherte Seiler auf Nachfrage von WILIH. Nach einer
Eingewöhnungszeit hätten sich die Probleme erledigt. Schließlich fahren sehr
viele die Strecke auf ihrem Berufsweg regelmäßig, so dass sich sehr bald ein
Gewöhnungseffekt beobachten ließ. Korrekturbedarf sieht der Bezirksvorsteher
in erster Linie bei den Kurzzeitparkplätzen: Auch auf der Ostseite der
Rohrackerstraße sollten noch ein paar Parkuhr-Plätze eingerichtet werden,
meinte Seiler.
Exakt am Tag der Besprechung dieses Themas im Hedelfinger
Bezirksbeirat fanden wieder Verkehrszählungen statt. Hans-Peter Seiler
erklärte dazu, dass die Sommerferien bewusst für Zählungen ausgenommen
wurden. Außerdem sei wegen der Vergleichbarkeit immer an einem Dienstag
gezählt worden, so auch am 20. September. Parallel zur Ermittlung der
PKW-Durchfahrten seien „Parkraumbeobachtungen“ durchgeführt worden,
erläuterte der Hedelfinger Rathauschef gegenüber WILIH.
Ziel: Das Parkverhalten näher zu analysieren, um den Bedarf an Dauer- und
Kurzzeitparkplätzen besser beurteilen zu können. Denn es ist auffällig, dass
sich die im Zuge des Verkehrsversuchs entlang der Rohrackerstraße
ausgewiesenen Parkplätze vor allem bei Dauerparkern großer Beliebtheit
erfreuen. Naturgemäß verlangen die örtliche Geschäftsinhaber aber in erster
Linie Kurzzeitparkplätze für ihre Kunden.
Rund 1,3 Millionen Euro
Der Bezirksvorsteher konnte am vorigen Dienstag zudem von einem Posten
auf der „Wunschliste“ des städtischen Tiefbauamts berichten, nachdem die für
einen endgültigen Rückbau der Rohrackerstraße notwendigen Mittel in den
kommenden Doppelhaushalt 2006/07 eingestellt werden sollen. Dieser Vorschlag
beinhaltet darüber hinaus noch die Einrichtung eines Kreisverkehrs am
„Dürrbachplatz“ sowie eine Umgestaltung des Ortseingangs an den
Otto-Hirsch-Brücken. Die Etatpositionen bezifferte Jochen Hutt vom
Tiefbauamt gegenüber WILIH:
-
500.000 Euro für den Rückbau der Rohrackerstraße,
-
rund 550.000 Euro für den Kreisverkehr am „Dürrbachplatz“
und
-
250.000 Euro für eine erste Ausbaustufe im Bereich
Otto-Hirsch-Brücken bis Hedelfinger Platz.
Noch nicht auf der Agenda steht derzeit ein seit Jahren auch
immer wieder angeregter Kreisverkehr am Hedelfinger Platz. Hier scheint es
aber Bewegung zu geben. „Aus der zweiten Reihe“, so Hans-Peter Seiler, sei
zu hören, dass ein Kreisverkehr am Hedelfinger Platz nicht mehr – wie bisher
– kategorisch abgelehnt werde.
Allerdings habe man bei der Stadt Bedenken, gleichzeitig am „Dürrbachplatz“
und am Hedelfinger Platz Kreisverkehre zu installieren. Um die
Funktion eines – vorbehaltlich der Ergebnisse einer inzwischen
durchgeführten Computersimulation – wohl jetzt unstrittigen Kreisverkehrs am
„Dürrbachplatz“ sicherstellen zu können, will man offenbar auf die
Ampelregelung am Hedelfinger Platz vorerst nicht verzichten.
Keine Maximalforderung!
Die Bezirksbeiräte kritisierten, dass sie so kurzfristig vor Beginn der
Haushaltsplanberatungen im Stuttgarter Gemeinderat erst mit den städtischen
Plänen vertraut gemacht werden. Nach intensiver Diskussion war man sich
einig, die erfolgreiche Verkehrsberuhigung entlang der Rohrackerstraße nicht
durch Maximalforderungen gefährden zu wollen.
Deshalb wurde ein möglicher Kreisverkehr am Hedelfinger Platz zunächst
ausgeklammert. Lieber solle die Rohrackerstraße jetzt gefällig zum
„Boulevard“ ausgebaut und am oberen Ende durch einen „Dürrbachkreisel“
vernünftig an die Filderauffahrt angeschlossen werden. Unterstützung fanden
im Beirat erwartungsgemäß auch die Umgestaltungspläne für den immer wieder
kritisierten Ortseingang an den Otto-Hirsch-Brücken, wo sogar noch alte
Straßenbahngleise in der Straße liegen und die Fahrbahnen inzwischen Loipen
ähneln.
Aber hier dürfte der Investor des Bauvorhabens an der ehemaligen
Gleisschleife ohnehin für Entscheidungsfreude sorgen...